Crashkurs der Tugenden und Werte

Jede Tugend ist ein Gipfel zwischen zwei Lastern, ein Grat zwischen zwei Abgründen: der Mut zwischen Feigheit und Tollkühnheit, die Würde zwischen Gefälligkeit und Egoismus, der Sanftmut zwischen Zorn und Apathie … Aber wer kann immer auf dem Gipfel leben? Denken über die Tugenden ist Bewusstmachen der Entfernung von ihnen. Denken über ihre Vorzüge ist Denken über unsere Unzulänglichkeit oder unsere Erbärmlichkeit. Es ist ein erster Schritt. Der Rest ist zu leben

André Comte-Sponville

In seiner Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben stellt Comte-Sponville in klarer Sprache, leicht und elegant, ein Kleines Brevier der Tugenden & Werte zusammen. Ohne erhobenen Zeigefinger. Er hat sich gefragt, was die seelischen, geistigen oder charakterlichen Dispositionen sind, die seine moralische Wertschätzung für den, der sie hatte, ansteigen, und für den, der sie nicht hatte, sinken ließ.

Tugenden wie Redlichkeit und Reinheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Humor – wie füllen wir diese Begriffe heute mit Bedeutung und Leben?

Tugenden werden dann zu moralischen Werten, wenn wir sie leben. Daher liegt wenig praktischer Nutzen darin, das Gute lediglich zu betrachten, obwohl das auch schön ist und in die Selbst-Reflexion führen kann. Ich schätze eine eher pragmatische Herangehensweise. Schließlich leitet sich der Begriff Tugend von Tauglichkeit ab.

Immer bedeutet die ernsthafte Auseinandersetzung mit Tugenden die Gefahr, mit unserem Ego aneinander zu geraten, weil wir uns unserer dunklen Seiten bewusst werden. Da braucht es Ich-Stärke.

Der Lohn der Anstrengung: festen Boden unter den Füßen durch die Identifizierung der Werte, die Ihnen wichtig sind, und die Sie in Ihrem Leben tragen. Auf dieser Grundlage entsteht Ihre persönliche Haltung – jenseits aller vom Zeitgeist geforderten Selbstoptimierungs-Anstrengungen.

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