Scheitern – Kleine Philosophie der Niederlage
In unserem Scheitern manifestiert sich unsere menschliche Natur. Und doch tabuisieren wir persönliches Scheitern, weil wir spüren, dass Einsicht unser sorgsam konstruiertes Selbstbild ins Wanken bringen könnte. Von der sozialen Umwelt wird Scheitern individualisiert. Das Funktionieren der politischen und wirtschaftlichen Systeme rangiert deutlich vor persönlicher Lebensbewältigung.
Mitunter groteske Züge trägt die Verdrängung des Scheiterns in der Politik. Die schmerzhafteste Niederlage wird zum Sieg umformuliert. Niemand mag zugeben, dass ein gegebenes Versprechen nicht gehalten werden kann. Das Tabu, Scheitern einzugestehen, raubt der Gesellschaft nicht nur Vertrauen, sondern auch Vorbilder.
In der Philosophie wird Scheitern eher wenig beachtet. Das ist umso überraschender, als das Scheitern in einem besonderen Verhältnis zum Abenteuer des menschlichen Lebens zu stehen scheint.
In seinem Buch Die Schönheit des Scheiterns beleuchtet C. Pépin das Scheitern aus verschiedenen philosophischen und lebenspraktischen Perspektiven und nimmt der persönlichen Katastrophe die Schärfe. Leicht, befreiend, erfrischend.