Scheitern – Kleine Philosophie der Niederlage

Das Scheitern scheint nicht nur eine, sondern mehrere Tugenden zu haben: Es gibt Fehlschläge, die unseren Willen befeuern, und andere, die ein Loslassen ermöglichen; solche, die uns Kraft gebeN, den eiNgeschlagenen Weg bis zum Ende durchzustehen, und solche, die uns Auftrieb geben, um diesen Weg zu verlassen. Es gibt Fehlschläge, die uns kämpferischer machen, und solche, die uns weiser machen. Und dann gibt es Fehlschläge, die uns offen machen für Neues.

 Charles Pépin

In unserem Scheitern manifestiert sich unsere menschliche Natur. Und doch tabuisieren wir persönliches Scheitern, weil wir spüren, dass Einsicht unser sorgsam konstruiertes Selbstbild ins Wanken bringen könnte. Von der sozialen Umwelt wird Scheitern individualisiert. Das Funktionieren der politischen und wirtschaftlichen Systeme rangiert deutlich vor persönlicher Lebensbewältigung.

Mitunter groteske Züge trägt die Verdrängung des Scheiterns in der Politik. Die schmerzhafteste Niederlage wird zum Sieg umformuliert. Niemand mag zugeben, dass ein gegebenes Versprechen nicht gehalten werden kann. Das Tabu, Scheitern einzugestehen, raubt der Gesellschaft nicht nur Vertrauen, sondern auch Vorbilder.

In der Philosophie wird Scheitern eher wenig beachtet. Das ist umso überraschender, als das Scheitern in einem besonderen Verhältnis zum Abenteuer des menschlichen Lebens zu stehen scheint.

In seinem Buch Die Schönheit des Scheiterns beleuchtet C. Pépin das Scheitern aus verschiedenen philosophischen und lebenspraktischen Perspektiven und nimmt der persönlichen Katastrophe die Schärfe. Leicht, befreiend, erfrischend.

Mach dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik.
Ich kann dir versichern, dass meine noch größer sind.

Albert Einstein in einem Brief an ein Kind, 1943

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